Rückblick

Opel 6h ADAC Ruhr-Pokal-Rennen, 5. September 2015

 

Aufgrund unseres Unfalls im April diesen Jahres, im Zuge des 24h Qualifikations-Rennen am Nürburgring, musste das Fahrzeug komplett neu aufgebaut werden. Zudem führten berufliche Verpflichtungen weiter dazu, den Helm für eine Zeit an den Nagel zu hängen.

Eine lang geplante Firmenveranstaltung mit 20 Gästen der Fa. BlitzRotary stand im Kalender, somit nutzten wir diese Veranstaltung für unser „Comeback“ in der VLN Langstreckenmeisterschaft anlässlich des 6h Saisonhöhepunkts und speziell im BMW M235i Racing Cup.

 

Am Freitag wurde eine Renntaxiveranstaltung durchgeführt und nach einer wunderschönen Abendveranstaltung  - mit professioneller Weinprobe - eines befreundeten Winzers (galt natürlich nicht für die Fahrer), fieberten alle Gäste dem 7. Lauf der VLN am nächsten Tag entgegen.

 

Die Fahrerpaarung stand mit David, Ernst, Andi und mir als 24h erprobt - und durchaus als homogen zu bezeichnen - fest und versprach zumindest eines: konstante Rundenzeiten!­­­­­

Die eifeltypischen Wetterkapriolen machten es uns bereits im Quali am Samstag schwer den Wagen ganz nach vorn zu bringen. Zudem führte eine 30 Sek. Zeitstrafe dazu, dass ein geordnetes „Comeback“ unter diesen Umständen mit P131 (168 Starter VLN Gesamtstarterfeld) und P16 (18 Teilnehmer BMW M235i Racing Cup-Klasse) buchstäblich ins Wasser fiel. Nachdem auch noch unser Funk irreparabel ausgefallen war, befand sich die Stimmung kurzzeitig auf dem Nullpunkt.

 

Jetzt half nur noch ein Wunder oder eine völlig neue Strategie, um das Ruder doch noch rumzureißen. Wir beschlossen kurzum alles anders zu machen als unsere Konkurrenten es taten.

Der überwiegende Teil des Feldes entschied sich dafür, auf Regenreifen ins Rennen zu gehen – keine schlechte Idee bei dem einsetzenden Regen! WIR NICHT, wir montierten Trockenreifen für den Start in der Hoffnung, dass nach den ersten Runden die Ideallinie durch die fast 170 gestarteten Fahrzeuge trocken „geblasen“ werden würde und der dann anstehende Boxenstopp der anderen Teams mit dem Wechsel von Regen- auf Trockenreifen uns den entscheidenden Vorteil bringen sollte.

Der einzige Haken daran – unser Andi der den Start fahren sollte, musste eine Meisterleistung in Sachen Selbstbeherrschung vollbringen, um unseren „Dicken“ mit dem Grip-Defizit über die ersten Runden zu bringen, ohne abzufliegen oder eine Kollision zu riskieren - keine leichte Aufgabe!

Uns so war es für uns dann auch keine Überraschung, dass weitaus schwächere Fahrzeuge kurz nach dem Start buchstäblich Kreise um unser Auto fuhren und uns nach ganz hinten durch reichten– aber Andi blieb cool und wartete auf seine Chance.

 

Aber dann trocknete die Strecke wie erhofft stellenweise komplett ab und die Rechnung schien aufzugehen, denn die ersten Fahrzeuge kamen mit völlig abgefahrenen und verschlissenen Regenreifen zum erwarteten Wechsel in die Box und verloren Zeit – für uns sehr wertvolle Zeit! Andi blieb draußen, spulte Runde für Runde routiniert ab und holte sich Position um Position zurück.

Das zunehmende Grip-Niveau ließ die Rundenzeiten abschmelzen wie das Eis in der Sommerhitze des diesjährigen Supersommers - wir waren zurück im großen Spiel!

 

Der erste Wechsel erfolgte nach geleertem Tank in Runde 9, der „Dicke“ wurde auf P88 (168) Gesamt und P11 (18) in der Klasse an Ernst T. übergeben.

Dieser kam nach der ersten Runde zum verbüßen seiner „go through“ Strafe erneut an die Box, verlor dadurch etwas an Boden, konnte dieses Manko aber durch konstant schnelle Runden und zudem mit der „fastest lap des Tages“ teilweise wieder kompensieren. Er übergab somit den Wagen, nach einem fehlerfreien Stint, auf P82 (Gesamt) und P9 (Klasse) liegend an den Geschäftsführer von CarTechknowledge, David, mit dem wir schon im letzten Jahr das 24h Rennen erfolgreich gemeistert haben.

 

David bekam neue Dunlop Slicks aufgesteckt und 71 Liter frisches Super Plus eingefüllt, so zu sagen den Tiger in den Tank für seine Mission der Aufholjagd.

David fasste schnell Vertrauen in das perfekt abgestimmte Trocken-Setup und schnitt weiter durchs Feld wie ein glühendes Messer durch die Butter und konnte weiter Positionen gutmachen.

In allen Klassen wurde hart gefightet, und so musste er mit ansehen wie der direkt vor ihm fahrende „Eifelblitz“ BMW M235i Racing vom Team Scheid / Partl beim anbremsen auf die NGK Schikane vom Walkenhorst BMW Z4-GT3 rüde abgeräumt wurde. Beteiligt bei dieser überflüssigen Aktion war noch ein Opel Astra, der völlig unschuldig kreiselnd verendete. Der „Eifelblitz“ ackerte durchs Kiesbett, konnte nach kurzer Soforthilfe an der Box seine Fahrt erst fortsetzen, musste im weiteren Verlauf wegen Folgeschäden sein Rennen jedoch aufgeben.

David hatte alles richtig gemacht kam unbeschadet durch die Trümmer ohne sich die Reifen zu beschädigen und fuhr neben schnellen Rundenzeiten ein blitzsauberes Rennen.

 

Er übergab den „Dicken“ nach weiteren 80min.  Fahrtzeit mit leerem Tank auf P69 (Gesamt) und P8 (Klasse) liegend für den letzten Stint an mich. Unsere Boxencrew hatte über das gesamte Wochenende hervorragend zusammengearbeitet und auch die beiden Neuzugänge fanden ihren Platz um als Einheit routiniert ans Werk zu gehen – somit wurde professionell gearbeitet und mit kurzen Standzeiten die Fuhre wieder auf die Reise geschickt.

Ich hatte den „Dicken“ seit meinem heftigen Abflug im April diesen Jahres, nicht mehr bewegt und begründete Zweifel ob ich mangels Training unser Fahrzeug in diesem Umfeld konkurrenzfähig bewegen konnte. Schnell merkte ich „auf einem alten Radl lernt man‘s fahren“, man verlernt es offensichtlich auch auf einem neuen nicht…

 

Schnell steckte ich wie in einem Maßanzug, fasste erneut Vertrauen in das Fahrzeug und konnte weitere Cup Konkurrenten überholen. Die Rundenzeiten lagen nur marginal unter der Tagesbestzeit, so entschieden wir den Stint mit einem „splash & dash“ – einem kurzen Tankstopp - so zu verlängern um nochmal alles für ein gutes Endergebnis rauszuholen.

Im weiteren Verlauf gab es keine „besondere Vorkommnisse“, nur Freude am Fahren und Spaß am Überholen. Nach 6h sah ich endlich das schwarz/weiß karierte Tuch und diese herausragende Teamleistung zeigte erneut: never give up!

 

Überglücklich feierte das gesamte Team zusammen mit unseren Gästen von BlitzRotary an diesem Abend das gelungene „Comeback“ , den 5.Platz in der BMW M235i Racing Cup Klasse und P51 (VLN Gesamtstarterfeld). Den Abend ließen wir gebührend in der Pistenklause ausklingen.          

 

We are back on track - herzlichen Dank an alle die das ermöglicht haben!

 

Mit motorsportlichen Grüßen
Euer Stephan

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